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Jungtier aufziehen
Fledermausbabys sind bei der Geburt zwar kaum behaart, öffnen aber schon nach wenigen Tagen ihre Augen, fangen an zu laufen und zu klettern und bekommen ihr Fell. Nach den ersten 7 bis 10 Tagen ist es daher schwierig, das Alter eines Findlings einzuschätzen. Trotz dieser raschen anfänglichen Entwicklung werden junge Fledermäuse aber erst im Alter von 3 bis 4 Wochen flugfähig und erst nach 5 bis 6 Wochen entwöhnt. Erst wenn die Fledermaus mit Flugübungen anfängt, ist dies wieder ein Indiz für ihr ungefähres Alter und man sollte noch etwa zwei Wochen Milch zufüttern.
Als Säugetiere werden Fledermausbabys von ihrer Mutter gesäugt. Gelangt ein Fledermausbaby in die Obhut des Menschen, geschieht die erste Aufzucht in der Regel mit Welpen- oder Katzenmilch, die im Verhältnis 1:3 zubereitet wird. Dazu legt man sich den Fledermaussäugling einfach in die hohle Hand, drückt ein wenig Milch aus einer Spritze und schmiert diese ans Mäulchen. Das Jungtier beginnt bald zu lecken und später zu trinken.
Als Fütterungsrhythmus hat sich ein Zeitabstand von 2 bis 3 Stunden bewährt. Allerdings sollte ein Fledermausbaby nie bis zum "Platzen" vollgestopft werden. Lieber etwas weniger füttern und die Zeitabstände verkürzen. In der Anfangsphase kann man sehr gut die noch vorhandene Milch im Bauchraum der Fledermaus erkennen.
Vollständig behaarte Fledermausbabys erhalten zusammen mit der Milch zunächst kleine, aber zunehmend größere Insektenportionen: Man schneidet einem Mehlwurm den Kopf ab und drückt die Innereien an das Mäulchen. Wenn der Milchanteil geringer wird, sollte man vor einer Mahlzeit mit einer Pipette etwas Wasser ins Mäulchen träufeln, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken oder den Mehlwurm vor dem Füttern in Wasser eintauchen.
Als Behältnis für die jungen Fledermäuse eignen sich insbesondere „Mini-Terrarien“ aus Plastik, in die man ein Handtuch hängt, an dem sich die kleinen Fledermäuse kopfunter aufhängen können. Da Jungfledermäuse auch auf Wärme angewiesen sind, legt man am besten eine (nicht zu heiße) Babywärmflasche mit in das Behältnis.
Auch die Auswilderung einer jungen Fledermaus gestaltet sich nicht einfach. Falls keine Kolonie der betreffenden Fledermausart bekannt oder erreichbar ist, sollte das Jungtier, sobald es selbständig frisst, eine Woche in einer Trainingsvoliere (z. B. Garage) fliegen können und sich seine Mehlwürmer aus einem Napf an der Wand neben dem Hangplatz hohlen. Eines Abends ist dann die Tür bzw. das Fenster zu öffnen bzw. offenzulassen, damit die Fledermaus ausfliegen und bei Bedarf zum Fressnapf zurückkehren kann. Ist eine Kolonie bekannt und erreichbar, sollte man das Jungtier nach einigen Tagen Flugtraining abends möglichst nahe an den Hangplätzen aussetzen, damit es zu den Weibchen und den anderen Jungen krabbeln kann. Zwar werden junge Fledermäuse nur selten von fremden Müttern mitversorgt, doch lernen sie durch den Kontakt zu ihren Artgenossen den Weg zu den Jagdrevieren und später auch zu geeigneten Tagesquartieren und schließlich in ein sicheres Winterquartier.
Die Auswilderung einer jungen Fledermaus in die Freiheit (oder am besten in die Gemeinschaft von Artgenossen) bedeutet nicht schon die endgültige Rettung. In der Natur erreicht die Kindersterblichkeit mancher Arten bis zu 50 Prozent. Allein die Tatsache aber, dass ein verwaistes Junges durch menschliche Hilfe eine zweite Chance erhält, stellt einen gewissen Ausgleich für die menschliche Zerstörungswut und einen Beitrag zum Natur- und Artenschutz dar.
Junge Abendseglerzwillinge auf einer Babywärmflasche (Foto: Stefan Zaenker, Fulda)
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Kontakt
Arbeitsgemeinschaft für
Fledermausschutz Fulda e.V.
Stefan Zaenker
Königswarter Str. 2a
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E-Mail: info@fledermausschutz-fulda.de |
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